Motto: „Leben und leben lassen.“
Wie kamst Du zu HOPE?
Anfang der Pandemie waren mein Mann und ich in einer schwierigen finanziellen Lage. Eine Nachbarin riet mir, mich bei HOPE Mallorca zu melden. Ich bin mit offenen Armen empfangen worden und habe sofort Lebensmittel und Hilfe erhalten.
Damals fehlten in der Station in Santanyí ehrenamtlich Mitarbeitende. So kam es, dass ich bei einem meiner Besuche einfach anfing mitzuarbeiten, ohne eine bewusste Entscheidung getroffen zu haben. HOPE Mallorca unterstützt mich und indem ich mich in der Station engagiere, kann ich etwas zurückgeben. Es gefällt mir zu helfen und für andere da zu sein, denen es noch schlechter geht als mir.
Was machst Du bei HOPE?
Ich bin jeden Dienstagnachmittag im Einsatz und sehr glücklich, ein Teil von HOPE Mallorca zu sein. Wenn der Lieferwagen ankommt, entladen wir das Obst und Gemüse. Wir trennen, was verdorben ist für die Tiere von einem Bauern aus Santanyí und sortieren den Rest in Kisten. Danach räumen wir auf und hinterlassen alles sauber, damit andere Freiwillige die Pakete am nächsten Tag verteilen können
Nach einiger Zeit hat mich Marie gefragt, ob ich dienstags die Leitung für das Sortierteam übernehmen möchte. Dazu gehört auch, auf die korrekte Mülltrennung zu achten und die aussortierten Reste für die Tiere bereitzustellen. Zuerst habe ich gezögert, aber bisher läuft alles gut. Ich versuche, ein gutes Vorbild zu sein. Das bedeutet, dass ich ein bisschen mehr arbeite und gerne schon ein etwas früher komme, damit alles vorbereitet ist, wenn der Lieferwagen da ist. Dann stehe ich als Erste an der Rampe, damit wir zügig entladen können
Was schätzt Du an Deiner Arbeit?
Die Menschen, die bei HOPE Mallorca arbeiten, sind sehr herzlich. Sie geben uns Kunden und ehrenamtlich Mitarbeitenden viel Aufmerksamkeit und Wärme. Im Scherz sage ich immer, dass mein wöchentlicher Einsatz in der Station wie eine Droge ist. Im Team bin ich mit viel Liebe und Wertschätzung aufgenommen worden und sehr dankbar dafür.
Das Gefühl, helfen zu können, macht mir viel Freude. Es geht um den Gedanken, sich selbst einzubringen und etwas zurückzugeben. Auch wenn es wenig ist. Deshalb habe ich auch meinem Mann vorgeschlagen, als Freiwilliger mitzumachen. Er kümmert sich um die gebrauchten Verpackungen und zerkleinert sie, damit ein Kollege sie im Lieferwagen wegbringen kann.
Einmal habe ich meine Enkelkinder mitgenommen, um zu helfen und damit sie sehen, dass es Menschen gibt, denen es schlechter geht als uns. Zuhause legen wir großen Wert darauf, Lebensmittel zu wertschätzen. Meine Kinder und Enkelkinder sind von klein auf daran gewöhnt: Lebensmittel sind kostbar und werden nicht weggeworfen. Der Besuch bei HOPE Mallorca hat meinen Enkeln noch mehr verdeutlicht, wie wichtig es ist, keine Lebensmittel wegzuwerfen und anderen Menschen zu helfen. Meine älteste Enkelin hat danach geweint und sagte, Oma, weißt du eigentlich, wie wertvoll diese Arbeit ist? Keiner sieht sie, aber es müssen doch alle Menschen essen.
Ein Erlebnis, dass Dich besonders berührt hat?
Meine eigene Geschichte: Zu Beginn der Pandemie mussten wir monatlich mit 900 Euro auskommen. Davon bezahlten wir über die Hälfte als Miete. Dann ist mein Mann krank geworden und das Auto ging kaputt. Es kam alles zusammen. Es ist sehr schwer, diesen Rückstand aufzuholen. Als ich damals nicht wusste, wohin ich mich wenden sollte, öffnete mir HOPE Mallorca die Türen. Inzwischen bin ich seit mehr als zwei Jahren bei HOPE Mallorca und immer noch sehr bewegt über die Hilfsbereitschaft.
Während meiner Einsatzzeiten lerne ich ganz unterschiedliche Menschen kennen, die Hilfe benötigen. Ganz besonders berührt es mich, wenn Kinder in Armut leben müssen. Das Leid der Kinder kann ich nicht ertragen.
Was ist HOPE Mallorca für Dich?
HOPE Mallorca ist für mich Familie. Hier erhalte ich Unterstützung, Zuwendung und Wertschätzung für meine Arbeit. Ich kann auch erzählen, wie es mir geht und erfahre ehrliche Anteilnahme.
Ganz besonders mag ich auch die kleinen herzlichen Gesten. Zum Beispiel, wenn mir Laura zum Abschied ein Küsschen gibt
Welche Werte werden bei HOPE Mallorca gelebt?
- Toleranz. Alle werden gleich behandelt. Ganz egal, ob du schwarz, gelb oder blau bist.
- Geduld und ein offenes Ohr. Ich bin ein eher nervöser Mensch. Damit können Marie, Laura und Damian sehr gut umgehen. Sie beruhigen mich erst einmal und hören dann zu.
- Voller Einsatz. Die drei sind sehr engagiert und immer für einen da. Sie unterbrechen sogar ihr Mittagessen, um sich um einen zu kümmern.
Als Kundin und ehrenamtliche Mitarbeiterin fühle ich mich angenommen, so wie ich bin
Hast Du ein Lebensmotto?
Leben und leben lassen
Was wünscht Du HOPE Mallorca?
Ich wünsche mir, dass HOPE Mallorca mit Spenden überhäuft wird. Denn es gibt so viele Menschen, die in finanziellen Schwierigkeiten sind – Familien, die ihren Strom nicht bezahlen können oder Menschen, die auf der Straße leben und noch nicht einmal eine Decke besitzen. Jetzt kommt der Winter und viele Menschen auf der Insel können kein Geld verdienen.
Wäre ich Lotto-Gewinnerin, würde ich mein Geld HOPE Mallorca geben. Denn diese Spenden kommen dort an, wo sie benötigt werden. Es wird nichts verschwendet. Es gibt ein kleines, engagiertes und sehr gut organisiertes Team, das alle Ausgaben kontrolliert und sich um die Menschen kümmert. Ich glaube nicht, dass sie es besser machen könnten
Das Interview führte Verena Glaese.